Ehrenamtliche im BRK-Seniorenwohnen

Im Rahmen der Interviewreihe „Familie will`s wissen“ befragte der Familientisch den Leiter des BRK-Seniorenwohnens in der Alzenauer Bachstraße Stephan Bergmann.

Auf die erstaunliche Zahl von rund 100 Ehrenamtlichen kommt Stephan Bergmann, wenn er sie alle zusammen zählt, die in den unterschiedlichsten Bereichen aktiv sind. Dabei reicht die Alterspanne vom Kindergartenalter im gemeinsamen Chor über Schüler der Edith-Stein-Schule, die sich für das Training in den modernen Medien einsetzen bis zu hochbetagten SeniorInnen, die zum Beispiel Obst mitbringen, kleinschneiden und gemeinsam verzehren. Kirchliche Gruppen, Vereine und Verbände seien wesentliche Akteure insbesondere bei den verschiedenen Feiern und zahlreiche Aktivitäten werden von Ehrenamtlichen organisiert.

Zunächst werden in einem Fragebogen Motive, Interessen und Neigungen der Ehrenamtlichen erfasst, um diese mit Hilfe von hauptberuflichen Alltagsbegleitern zielgerichtet einsetzen zu können. Die vielfältigen Aktivitäten steigerten die Attraktivität der Einrichtung, die sich um eine gute Auslastung keine Sorgen machen müsse. Stephan Bergmann und seine MitarbeiterInnen zeigen sich froh und dankbar für dieses Ehrenamt und bieten dafür Fortbildungen und Schulungen an. Sein Personal gebe Hinweise, wo zusätzliche Betreuung geboten und förderlich scheine. So komme es vor, dass zuvor allein lebende Senioren vereinsamt waren und sich erst einmal an das eigene Sprechen und das vielfältige Leben im Seniorenwohnen gewöhnen müssten. Durch den zunehmenden Anteil zu pflegender Personen trenne man nicht mehr zwischen Wohn- und Pflegebereich, was den Vorteil habe, dass die gewohnte Umgebung und vertraute Personen beibehalten werden.

Auftritt eines gemischten Chores beim Familientag 2012
Auftritt eines gemischten Chores beim Familientag 2012

Wichtig ist Stephan Bergmann auch der Dank an alle bisherigen und alle künftigen Ehrenamtlichen, die einfach unverzichtbar seien. Niemand im Seniorenwohnen wolle diese vermissen und er werbe dafür, dass diese wertvollen Angebote fortgeführt werden, um dem Alltag noch mehr Leben zu geben und alle sich wohlfühlen können. Eine besondere Herausforderung sei es, immer wieder neuen „Nachwuchs“ zu finden, da nicht wenige Ehrenamtliche selbst schon lange im Rentenalter sind.

Das Interview im Wortlaut

Welche Organisationen sind im Seniorenheim ehrenamtlich aktiv?
Das sind seit Jahren sehr viele, aktuell rund 100 Ehrenamtliche, wie z. B. evangelische und katholische Christen, die fast täglich bei uns sind für Gottesdienste und Andachten, wobei die BRK-Einrichtungen konfessionsungebunden, jedoch immer offen für religiöse Angebote sind.
Aber auch Frauen, die seit Beginn vor 35 Jahren Handarbeiten sowie textile Reparaturen für unsere Bewohner/innen durchführen oder sogar Vorhänge für unser Haus nähen. Sie wurden kürzlich als unsere „Nadelprinzessinnen“ geehrt, was sehr lustig war.BRK_2k
CSU und SPD gestalten unsere regelmäßigen Feste wie z.B. an St. Nikolaus, Frühlings- und Sommerfest. Sie bringen dafür sogar noch zahlreiche Kuchen mit!
Hospizhelfer/innen der Malteser, die sowohl bei uns, als auch im Hospiz tätig sind.
Sieben Damen aus Karlstein kommen regelmäßig als Vorlesepatinnen.
Kinder der nahen KiTa Zauberwald singen zusammen mit Senioren und bilden einen gemischten Chor, der sich regelmäßig trifft und sporadisch öffentlich auftritt.
Schüler der Edith-Stein-Schule gestalten ab und an Seniorenolympiaden.
Weitere Angebote wie ein Singkreis, Bingo-, Schach- und Skatspiel und frisches Obst, welches einige Frauen mitbringen, kleinschneiden und gemeinsam verzehren, sowie Sturzpräventionsgymnastik und Begleitung bei Spaziergängen.
Sind diese auch in der Pflegeabteilung tätig?
Wir trennen nicht mehr zwischen Wohn- und Pflegebereich, um vertraute Personen und die gewohnte Umgebung beizubehalten. Der Anteil der Pflege überwiegt inzwischen deutlich und unsere Ehrenamtlichen setzen sich unterschiedslos ein.
Wie sehen Sie als Leiter der Einrichtung diese Zusatzangebote?
Das BRK fußt ja auf dem Ehrenamt, was ganz entscheidend für uns ist. Wir sind froh und dankbar darüber und bieten Fortbildungen und Schulungen an. Für mich ist es selbstverständlich, dass ich mich hier ehrenamtlich in verschiedenen Bereichen engagiere, was auch für meine Ehefrau gilt. So sehen wir uns öfters. (Anm.: lacht)
Auf welcher Basis werden diese Aktivitäten von Ihnen befürwortet?
Wir haben einen Fragebogen entwickelt, der die Motive, Interessen und Neigungen der Ehrenamtlichen erfasst. Nach einer förmlichen Verpflichtung zur Geheimhaltung von persönlichen Daten und vertraulichen Belangen werden sie zielgerichtet nach Bedarf und persönlichem Interesse eingesetzt. Dazu gibt es bei uns einige hauptamtliche Mitarbeiter der Sozialen Betreuung, welche die Ehrenamtlichen anleiten und beraten.
Wo sehen Sie einen besonderen Wert?
Die Anzahl der Hauptamtlichen wird ja gesetzlich beschränkt und vor allem die Gruppenangebote, aber auch z. B. die Einkaufsbegleitung sind wesentliche Akzente für die Attraktivität, das weit über das „normale“ Maß hinausgeht. Damit können wir werben und haben auch deshalb keine Sorgen bei unserer Auslastung. Wertvoll ist, dass sich die Ehrenamtlichen selbst und zuverlässig organisieren. Auf sie ist Verlass.
Wie werden diese Angebote von Bewohnern und Personal eingestuft?
Sie sind unverzichtbar für das Wohlfühlen im Alltag. Unser Personal gibt Hinweise, wo zusätzliche Betreuung geboten und förderlich scheint. So kommt es schon einmal vor, dass zuvor allein lebende Senioren vereinsamt waren und sich erst einmal an das eigene Sprechen und unser vielfältiges Leben gewöhnen müssen.
Was ist von den Beteiligten zu beachten?
Senioren erwarten erfahrungsgemäß Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit, was gewährleistet ist. Grundvoraussetzungen sind Ehrlichkeit und eine uneigennützige Hilfsbereitschaft, aber auch absolute Vertraulichkeit und Verschwiegenheit.
Was läuft aus Ihrer Sicht gut?
Vor neun Jahren kam ich als neuer Leiter in diese Einrichtung und es fällt sehr positiv auf, dass in Alzenau das Ehrenamt weit verbreitet und sehr viel stärker gelebt wird im Vergleich zu meiner früheren Arbeit im westfälischen Recklinghausen-Herten.
Wo sehen Sie noch Verbesserungsbedarf?
Da sehr viele Ehrenamtliche selbst teilweise schon lange im Rentenalter sind, wäre es sehr schön und wichtig, immer wieder jüngeren „Nachwuchs“ zu gewinnen.
Gibt es Veränderungen bei Angebot und Nachfrage?
Adventliches Ständchen

Adventliches Ständchen

Die Einzelbetreuung ist zunehmend wichtiger, da immer wieder alleinstehende und zuvor vereinsamte Menschen zu uns kommen, die es bei uns zu integrieren gilt. Auch hier haben moderne Medien Einzug gehalten und unsere Senioren verfügen teilweise darüber, werden aber auch von Schülerinnen und Schülern bei uns geschult. Der zunehmende Anteil Pflegebedürftiger fällt insbesondere dann auf, wenn unsere Veranstaltungen im Speisesaal früher als sonst enden, da die Ausdauer beim Feiern abgenommen hat, was oft der Konstitution geschuldet ist.
Haben Sie noch weitere Hinweise?
Bei uns finden immer wieder auch öffentliche Konzerte statt, so z. B. am 21.12.14 mit Blasmusik des Musikvereines Hörstein. Sehr gerne können sich weitere Vereine  melden, die sich mit Musik, Gesang oder kulturellen Angeboten einbringen können.
Ein letzter Satz, vielleicht ein Appell?
Ganz herzlichen Dank an alle bisherigen und alle künftigen Ehrenamtlichen, die einfach unverzichtbar sind! Wir alle im Seniorenwohnen möchten diese keinesfalls missen und ich werbe ausdrücklich dafür, dass diese wertvollen und sehr hilfreichen Angebote fortgeführt werden, um dem Alltag noch mehr Leben zu geben und alle sich wohlfühlen.
Ansprechpartner / Homepage:
BRK-Seniorenwohnen Alzenau
Bachstr. 2
Tel. 06023/9787-133
Das Interview führte Thomas Röhrs am 2.12.14
Bisher wurden interviewt: Arkadas, die Lesepaten, Krankenhausbesuchsdienste,  Schulweghelfer, eine Vertreterin von Nachbarschaftshilfeinitiativen, der Kinder- und Jugendhospizdienst der Landkreise Aschaffenburg und Miltenberg