Was ist “Arkadas” ?

Interview mit Frau Grobbink-Winkler, Projektleiterin „Arkadas“:

 Was sollte man über das Projekt „Arkadas“ wissen?

 „Arkadas“ (türkisch: Freund) ist ein Schülerprojekt, das seit 2000 an der Grundschule Alzenau und längst auch in der KiTa Abenteuerland besteht. Schüler der 8. bis 12. Klasse des Spessart-Gymnasiums vermitteln Kindern mit Migrationshintergrund Sprachkompetenz durch Hausaufgabenbetreuung, Projektarbeit und Exkursionen. Die Treffen finden einmal wöchentlich statt und verstehen sich nicht als erweiterter Unterricht: Die Verbesserung der Deutschkenntnisse der Kinder erfolgt spielerisch.

 Welche Vorteile haben die Beteiligten?

Die betreuten Kinder werden ernst genommen, erleben Vorbilder, haben Spaß an gemeinsamen Aktionen und genießen das ihnen entgegengebrachte Vertrauen. Die Betreuer wiederum lernen soziale Kompetenzen: die Übernahme von Verantwortung, Zuverlässigkeit, Empathie- und Teamfähigkeit.

Wenn Sie die Entwicklung des Projekts betrachten, was hat sich verändert?

Mit Einführung des G8 merkte ich, dass die Schüler zusätzliche Einschnitte ihrer Freizeit erleben. Eine Konsequenz daraus war, dem drohenden Betreuerschwund zu begegnen und das Projekt für Schüler bereits ab der 8. Klasse zu öffnen. Wir sind also jünger geworden. Andererseits haben es ältere Schüler halt leichter, sich Gehör zu verschaffen. Interessant ist zudem, dass sich zunehmend auch Jungen engagieren, was früher eher die Ausnahme war.

Wie ist die Resonanz aus den Familien?

Ein Beispiel: Vor zwei Jahren waren etliche Eltern bei einem Arkadas-Lesenachmittag anwesend, was sehr schön war. Eltern von Kindergartenkindern erreichen wir leichter als die der Grundschulkinder.

Was läuft aus Ihrer Sicht gut?

Die Kontinuität im 14. Jahr mit aktuell 20 Schülern als Betreuer und jeweils ca. 15 bis 20 Teilnehmer aus der KiTa und der Grundschule sehe ich sehr positiv. Garant war die  hervorragende Zusammenarbeit mit der KiTa Abenteuerland (Frau Susanne Pisk und Ursula Rosenberger) und dem Rektor der Grundschule (Herrn Peter Glock) von Anfang an. Auch auf die Unterstützung von Bettina Stark (Klangwelt, Karlstein), zumal bei unserern Fortbildungswochenenden, können wir immer bauen.  Sehr wertvoll sind für mich außerdem hilfreiche Kontakte, welche die Finanzierung gewährleisten. Herzlichen Dank an unsere Förderer hier in Alzenau wie Fa. Applied Materials, die hiesigen Serviceclubs und – ganz aktuell – der Drogerie dm.

Die aktuelle Arkadas Betreuermannschaft - Foto Main Echo

Die aktuelle Arkadas Betreuermannschaft – Foto Main Echo

Wo sehen Sie einen Verbesserungsbedarf?

Wünschenswert wäre eine noch stärkere Fortbildung der Betreuer. Sie beschränkt sich auf ein Wochenende im Jahr zur Teambildung und Vorbereitung von Projekten. Ein Coaching direkt an der Schule durch Experten wäre wünschenswert.

Welche Rückmeldungen erhalten Sie?

Toll ist, wenn Grundschüler schon am Schuljahresanfang fragen, wann Arkadas wieder beginnt. Es sind sehr viele schöne Beispiele zu erleben, wie sich emotionale Bindungen alters- und schulübergreifend entwickeln. Ehemalige berichten mir immer wieder einmal, wie wertvoll Arkadas für ihre persönliche Entwicklung war.

Was ist aus ihrer Sicht bisher der größte Erfolg?

 Das gute und schon sehr lange andauernde Miteinander der „Großen“ mit den „Kleinen“ sowie der Fortbestand dieses Schülerprojektes im 14. Jahr.

 Ein letzter Satz, vielleicht ein Appell?

Ich wünsche mir, dass solch wichtige Integrationsarbeit stärker als ureigene Aufgabe der Politik wahrgenommen würde und dass diese die notwendigen Rahmenbedingungen erhält. Die Politik muss ihrer Verantwortung stärker gerecht werden.

 

Das Interview führte Thomas Röhrs im April 2014